
Die Idee von einem vereinten Europa
Impressionen vom deutschen Soldatenfriedhof in St. Désir-de-Lisieux in Frankreich. Hier liegen gut 3.800 gefallene deutsche Soldaten aus der Schlacht um die Normandie im Sommer 1944 – einige kaum 16 Jahre alt. Gleich nebenan der englische Friedhof mit noch einmal fast 600 Gefallenen.

Seit Jahren sind die beiden Friedhöfe durch die „Allee des Friedens“ miteinander verbunden. Friedhof und Allee – beides Mahnmale für die Schrecken von Krieg und Gewalt auf europäischem Boden. Aber auch Symbole für ein vereintes Europa.
Seit über 50 Jahren fahren jedes Jahr Jugendliche aus Emden und unserer russischen Partnerstadt Archangelsk nach St. Désir, um die dortigen Kriegsgräber zu pflegen und damit ein Zeichen für Verständigung und Frieden zwischen den Völkern zu setzen. Und die „Partnerschaft der Herzen“ zwischen der Gemeinde St. Désir und unserer Stadt zu feiern. In den alltäglichen Begegnungen auf der Straße. Bei der legendären „Lichternacht“ auf dem mit Kerzen erleuchteten Friedhof. Oder beim traditionellen „Deutsch-französischen Abend“.

Aus einstigen Kriegsfeinden sind Friedensfreunde geworden.
Ich selbst war viele Jahre als Teilnehmer dabei und dufte im Team, des von mir sehr geschätzten und unvergessenen Erwin Petrikewitz auch die Leitung des Jugendlagers mitgestalten. Viele der dort geschlossenen Freundschaften nach Frankreich oder Russland halten bis heute.
Das von der Stadt Emden und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisierte Workcamp in St. Désir ist herausragendes Beispiel für eine aktiv gelebte Erinnerungskultur in unserer Stadt, die ja auch tief vom Krieg getroffen worden ist. Auf diese Erinnerungskultur dürfen wir stolz sein. Und dankbar für die guten Freundschaften mit St. Désir, mit Archangelsk und mit Haugesund in Norwegen.
Das Camp steht aber gerade auch exemplarisch für die lebendige Idee eines vereinten jungen und friedlichen Europas, erwachsen aus den Trümmern der beiden verheerenden Weltkriege.
Diese große Idee scheint uns in diesen Tagen verloren zu gehen. Viele Menschen verbinden heute mit Europa nur noch ausufernde Bürokratie und die vermeintliche Auflösung regionaler Identität. Ein guter Nährboden für nationalistische und populistische Bewegungen. Gerade auch, weil in der Europäischen Union leider wirklich nicht alles optimal läuft. Dennoch müssen wir diesen Strömungen aktiv entgegentreten.
Und deshalb bitte ich Sie und Euch, am kommenden Sonntag zur Europawahl zu gehen und den Kräften mit unserer Stimme eine Stimme zu geben, die sich für die Fortsetzung des großen europäischen Gedankens einsetzen. Denn der ist – und da erlaube ich mir mal ein Zitat – „alternativlos“.
Lange Rede kurzer Sinn: Wählen gehen! Europa stärken! Frieden erhalten!
