Die Zukunft unserer Innenstadt

Themenschwerpunkt: Liebenswerte, lebendige Innenstadt.

Nach meiner „Standortbestimmung: Emder Herausforderungen“ (Bestandsaufnahme Emden heute) und meiner „Vision: Emden in der Zukunft“ , widme ich mich in diesem Beitrag einem detaillierten Überblick zur Zukunft unserer Innenstadt.

Die grundsätzliche Frage lautet:
Wie gelingt es uns, die Innenstadt attraktiver zu gestalten, sodass es Spaß macht, dort viel Zeit zu verbringen?

Wenn man heute etwas erfolgreich vermarkten möchte, ganz gleich ob es ein Produkt ist oder die Attraktivität einer Innenstadt, dann stellt man unweigerlich die Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal. Was ist das Pfund mit dem Emden wuchern kann? Wofür setze ich mich in Bewegung und komme nach Emden in die Innenstadt?

„Wasser“ und „Kunst“ lautet darauf nicht nur meine Antwort. Meiner festen Überzeugung nach sind wir Emder*innen gut beraten, wenn wir uns auf unsere Stärken konzentrieren, anstatt krampfhaft zu versuchen, unsere Schwächen auszubügeln. Ja, wir haben Schwächen. In der Emder Innenstadt fehlen beispielsweise große Verkaufsflächen in 1A-Lage (Geschäftslage im Zentrum einer Stadt mit der höchsten Passantenfrequenz) und unsere geographische Lage, umgeben von viel Wasser, hat Einfluss auf die Kaufkraft, die bei jeder Ansiedlungsentscheidung ein wesentlicher Faktor ist. Gleichzeitig erleben wir im stationären Einzelhandel einen Strukturwandel und auch große Städte haben heute mit Leerständen zu kämpfen. Die „Neutor-Arkaden“ (ehemalige Kaufhalle) sind ein sehr wichtiger und begrüßenswerter Baustein der Stadtentwicklung, der die genannten Defizite gleichwohl nicht kompensieren wird. Deshalb müssen weitere Impulse für die Attraktivierung der Innenstand folgen.

So bietet zum Beispiel die aktuelle Umgestaltung des „Marktplatzes“ und der Neubau des „Neutor-Arkaden-Parkhauses“ Potenziale für die Reduzierung des Autoverkehrs in der Innenstadt, die es zu heben gilt.

Wenn wir dem Tourismus in Emden mehr Raum und einen höheren Stellenwert geben, dann wird das nicht nur einen positiven Einfluss auf Hotellerie und Gastronomie haben, sondern insgesamt den Einzelhandel beleben. Die Ansiedlung kleinerer Geschäfte, die den touristischen Bedarf decken, bringt eine gesteigerte Attraktivität mit sich, die auch die Emder*innen in die Innenstadt zieht, um ihren Bedarf zu decken. Meines Erachtens sind Hotellerie und Gastronomie in Emden in den letzten Jahren deutlich in Vorleistung gegangen und haben neue, attraktive Angebote geschaffen. Jetzt ist es an Rat und Verwaltung dieses zu unterstützen und für entsprechende Besucherfrequenz in der Stadt zu sorgen. Dazu gehört eine funktionierende Infrastruktur – Radwege und Autostellplätze, Busparkplätze und ÖPNV-Anbindung – genauso wie attraktive Veranstaltungen und innovative Ideen, die Lust machen, Zeit in der Innenstadt zu verbringen.

#verEMDERung wagen

Seit vielen Jahren wird immer wieder die Sperrung der Neutorstraße kontrovers diskutiert. Meines Erachtens können wir das den Anwohnern in der Friedrich-Ebert-Straße und der Nordertorstraße ohne deutlich verändertes Verkehrskonzept nicht zumuten. Es gibt viele Städte in Europa, die mit dem Ansatz „Autos in der Innenstadt nur dort, wo sie wirklich gebraucht werden“ gute Erfahrungen gemacht haben. Davon konnte ich mich beispielsweise in Ljubljana überzeugen, die durch eine autofreie Innenstadt nicht nur die Luftqualität verbessert, sondern auch den Einzelhandel belebt und den Zuzug in die Stadt erhöht haben. Auch der Blick zu unseren Nachbarn nach Groningen zeigt, dass ein Ausgleich von Auto- und Fußgängerverkehr zum Wohle aller führen kann. Wagen wir doch auch einmal etwas: Beginnen wir doch damit, eine Achse zwischen dem Stadtgarten und den vielen großartigen, neuen Angeboten am Hafentor zu schaffen. Die Straße „Am Delft“ könnte dauerhaft zwischen dem Hafentor und dem Rathausplatz gesperrt werden. Hier könnte eine wunderschöne Promenade entstehen, die beispielsweise an zwei Stellen durch eine bauliche Anpassung den Zugang zum Wasser ermöglicht. Auch ergeben sich so ganz andere Möglichkeiten für die Entwicklung der diversen Innenstadtveranstaltungen vom „Matjesfest“ bis zum „Engelke-Markt“. Mit einem an diese Ansprüche angepassten Verkehrs- und Parkkonzept fördern wir eine zukunftsorientierte Innenstadt, die Emdens Stärken nutzt und die Innenstadt attraktiver macht als sie es heute ist.   

1. Emder Repair-Café im Januar 2019

Mit der „Kunsthalle Emden“ haben wir Emder*innen ein „Ass im Ärmel“, welches wir gar nicht hoch genug ausspielen können. „Kunst in der ganzen Stadt“ ermöglicht den Brückenschlag von der Kunsthalle in die Innenstadt. Wenn die ganze Stadt zu einem Kunsterlebnis wird, dann steigert auch das die Besucherfrequenz und Attraktivität. Zugegeben: Ein solches Konzept zu verwirklichen kann bei der derzeit gegebenen Haushaltslage nicht alleinige Aufgabe von Stadtrat und Verwaltung sein. „Glockenspiel“, „Delftspucker“ und viele weitere Beispiele zeigen aber, wie groß das bürgerliche Engagement auch in diesem Bereich Emdens ist. Der Weg zu einer Emder Bürgerstiftung, die sich die Steigerung der Lebensqualität zur Aufgabe macht, ist meines Erachtens ein kurzer.

Effiziente Wirtschaftsförderung

Mit der Etablierung einer Citymanagerin bei der Emder Marketing und Tourismus GmbH werden wir dem Thema Leerstandsmanagement und „Belebung der Innenstadt“ die Aufmerksamkeit widmen, die es verdient hat. Das Engagement der Werbegemeinschaft „Schaufenster Emden“ für ein Bündnis aus Vermietern, Einzelhändlern und Wirtschaftsförderung ist in diesem Zusammengang sehr begrüßenswert und verdient vollste Unterstützung. Auch das Stadtmarketing ist für mich eine Form der Wirtschaftsförderung und damit ist es sachlogisch geboten, zu überprüfen, ob die gegebenen Strukturen mit dem Dreiklang aus „Stadtentwicklung“, „Zukunft Emden GmbH“ und „Emder Marketing und Tourismus GmbH“ effizient und schlagkräftig aufgestellt sind.

Emden hat eine vielfältige Kultur- und Veranstaltungsszene und leistet sich ein entsprechend hohes Kulturbudget. Dieses zahlt gleichwohl auch auf die Attraktivität der Innenstadt ein und sorgt für entsprechende Besucherfrequenz. Gleiches gilt für die diversen wunderbaren Veranstaltungen (Filmfest, Hafenmeile, Präventionstag, Freilichttheater u. a.) in der Stadt. Vor dem Hintergrund unserer aktuellen Haushaltslage komme ich momentan zu der Erkenntnis, dass der Erhalt, die Entwicklung und die Sanierung (z. B. Neues Theater) bestehender „Kulturräume“ derzeit Priorität vor dem Schaffen von neuen Kulturräumen haben sollte. Für die Weiterentwicklung und Wiederbelebung von Veranstaltungen (z. B. Lampionfahrt) werde ich mich einsetzen.

Die Emder Innenstadt hat viel Potenzial. Mit klugen Entscheidungen und zupackenden Händen sowie dem Mut, etwas zu wagen können wir dieses Potenzial heben.

Andere Sichtweisen? Ideen? Anregungen? Wie immer gilt: ich freue mich über Input via E-Mail, Facebook oder im persönlichen Gespräch.